"Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr." Dieses Sprichwort, das lernunwillige Schüler immer noch zu hören bekommen, war wahrscheinlich nie wahr. Als Motto für die Berufsbildungspolitik wäre es geradezu kontraproduktiv. Die Unionsbürger müssen beruflich am Ball bleiben, um ihre Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Bildung ist ein Wirtschaftsgut, das auf dem Weltmarkt ein wichtiger Konkurrenzfaktor ist. Konkurrenten werden dabei zunehmend die sogenannten Schwellenländer.
Um die Verknüpfungen zwischen Fortbildung und wirtschaftlicher Vorsorge ins Bewußtsein der Europäer zu bringen, hat die Europäische Union das Jahr 1996 unter das Motto "Lebensbegleitendes Lernen" gestellt und Mittel für solche Projekte bereitgestellt, die neue Bildungswege aufzeigen...

Für mich als Europaabgeordnete und Vorsitzende des Elternvereins Baden-Württemberg war es von großer Bedeutung, daß ich als Berichterstatterin für das Europäische Parlament am Konzept dieses Programms mitarbeiten konnte. Aber auch der praktischen Umsetzung gilt mein Interesse: Daher habe ich einen eigenen Projektvorschlag eingereicht, der am Beispiel der Biotechnologie das fortwährende Lernen als Lebensaufgabe für alle Europäer unterstreicht.
Die rasante technische Entwicklung, die auch vor den Arbeitsplätzen nicht halt macht, erfordert ein Umdenken der Arbeitnehmer: Den "Lehrabschluß" nehmen viele Berufstätige allzu wörtlich. Berufsabschluß und regelmäßige Fortbildung, so denken viele, reiche für die berufliche Karriere. Aber der technische Wandel findet bislang kein Ende und sein Einfluß ist in fast allen Arbeitsbereichen zu spüren. Die Idee des "Lebensbegleitenden Lernens" macht darauf aufmerksam. Fortbildung auf breiter Arbeitnehmerbasis ist heute unverzichtbar, nur so bleiben vielen Berufstätigen ihre Arbeitsplätze erhalten.

Die Idee der "lebensbegleitenden Weiterbildung" zu etablieren, braucht mehr als ein Aktionsjahr. Deshalb ist das Konzept in die zwei Bildungsprogramme SOKRATES und LEONARDO der Europäischen Union mit aufgenommen worden.